· 

Vollständige Zählung der Meerechsen auf den Galápagos Inseln

Meerechsen sehen für viele Menschen sehr urtümlich und eher abstossend aus. Auch Charles Darwin bezeichnete die Echsen als «abscheuliche Kreaturen» und als «dumm und plump». Doch wenn man sich ein wenig mit diesen Tieren beschäftigt, kann man sich Ihrer Faszination kaum entziehen. 

 

Die Meerleguane oder Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus) sind weltweit die einzigen Echsen, die ihre Nahrung im Meer suchen; sie ernähren sich von Algen. Diese Leguane findet man nur auf den Galápagos Inseln, wo sie endemisch sind. Ursprünglich wurde angenommen, dass die Leguane zu einer einzigen Art gehören, doch Dr. Stefan Steinfartz von der Universität Leipzig gelang es, den Nachweis zu erbringen, dass es 11 Unterarten der Meerechsen gibt. Dabei unterscheiden sich die Tiere entsprechend dem Lebensraum, in dem sie leben. Was sie jedoch alle gemeinsam haben, ist die Einschätzung der Weltnaturschutzunion (IUCN), die sie als vom Aussterben bedroht einstuft. 

Meerechse beim Abweiden der Algen von Felsen, © Ursina Koller
Meerechse beim Abweiden der Algen von Felsen, © Ursina Koller

Schwarz und doch farbig?

Männliche Meerechsen sind generell grösser als die weiblichen Tiere. Abhängig von der Insel, auf der sie leben, sind die Meerleguane unterschiedlich gross. Ein männliches Tier auf der Insel Genovesa wiegt zirka 1 kg, während sein Artgenosse auf Isabela durchaus 11 kg erreichen kann. 

Ihre schwarze Färbung hilft den Tieren sich in der Sonne rascher zu erwärmen. Der Grund dafür ist, dass die wechselwarmen, von der Temperatur ihrer Umgebung abhängigen Meerechsen, bei ihren bis zu 45-minütigen Tauchgängen, bei denen sie die Algen von den Felsen abbeissen, sehr stark auskühlen.

 

Während der Paarungszeit (Dezember/Januar) sind die Männchen kräftig gefärbt. Diese Färbung ist abhängig vom Habitat der Tiere und umfasst unterschiedlichste Rot- und Grüntöne. Es wird vermutet, dass diese von den Farbpigmenten der Algen abhängt, welche, die Tiere in ihrem jeweiligen Lebensraum fressen. Die Weibchen lassen sich von diesem farbenprächtigen Schauspiel jedoch nicht beeindrucken; sie wählen ihren Partner nach seiner Grösse. 

 

San Christóbal gehört zu den ältesten Inseln des Archipels. Sebastian Steinfartz machte hier mit einem internationalen Team der Universität Braunschweig eine sehr unerwartete Entdeckung: Im Abstand von nur wenigen Kilometern haben sich zwei Meerleguan-Gruppen entwickelt, die sich nicht miteinander verpaaren und genetisch so unterschiedlich sind, dass sie als zwei unterschiedliche Unterarten klassifiziert werden.                       

   Männliche Meerechse auf Espaniola, © Paquita Hoeck
Männliche Meerechse auf Espaniola, © Paquita Hoeck

Herausforderungen durch den Lebensraum

Da die Meerleguane an den felsigen Küsten des Galápagos Archipels leben, die oft nur sehr schwer zugänglich sind, gibt es keine umfassende Zählung dieser ungewöhnlichen und einzigartigen Tiere. Zu ihrem Schutz ist es jedoch wichtig, Klarheit über ihre Populationsgrössen zu erhalten. Nur so können Schutzprojekte entwickelt werden, die den dauerhaften Fortbestand dieser urzeitlich erscheinenden Tiere sichern. 

 

Dr. Amy MacLeod und Prof. Sebastian Steinfartz von der Universität Leipzig, beschäftigen sich seit Jahren mit den Meerechsen. Sie haben ein sehr innovatives und wissenschaftlich exaktes Projekt zur Zählung der Tiere lanciert. Die Bestandsaufnahme der Meerleguane wird mit Hilfe von Drohnen (UVAs) erfolgen, die kostengünstiger und weniger störend für die schwer zugängliche Flora und Fauna der Inseln sind.men für die Küstenbewohner beizutragen. 

 

Ein verändertes Abfallmanagement auf den Schiffen ist notwendig, da rund 30% des im GMR gefunden Plastikmülls sich auf das schlechte Abfallmanagement der industriellen und handwerklichen Fischerei zurückführen lässt und die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems im GMR gefährdet.

 

Meerechsen wärmen sich auf den Lavafelsen, Foto © Ursina Koller
Meerechsen wärmen sich auf den Lavafelsen, Foto © Ursina Koller

Hilfe kommt von moderner Technik

In Zusammenarbeit mit dem lokalen UVA-Experten Dr, Rivas-Torres und Mitarbeitern des Galápagos Nationalparks (GNP), werden die Drohnen vom Boden oder von Booten aus über die Küstenlinien der Galápagos Inseln fliegen, um Fotos und Videos der Küstenlandschaft zu erstellen. Dabei werden die Leguane oder andere dort lebenden Tiere nur minimal gestört. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Art der Zählung schnell und preiswert ist. Parallel zu dieser neuen Methode werden auf verschiedenen Inseln einige Kolonien von den Forschern aufgesucht und gezählt. Man will so sicherstellen, dass die Zählung durch Drohnen genauso gute oder gar bessere Daten liefert als die bisherigen Methoden.

 

Ein weiterer innovativer Ansatz ist, dass die Bilder dann in einem öffentlich zugänglichen Projekt auf der weltweit verfügbaren Plattform Zooniverse.org hochgeladen werden, auf der die Zählung durch interessierte Privatpersonen (Crowdsourcing) erfolgen kann. (Sobald die neuen Daten vorhanden sind, werden wir den passenden Link auf unserer Homepage zur Verfügung stellen) Leute, die an Naturschutz und Wissenschaft interessiert sind, haben so die Möglichkeit, bei einem Schutzprojekt aktiv zu helfen/mitzuarbeiten. Ausserdem erhalten sie so auch ein Gefühl dafür, wie aufwändig es sein kann, Daten, die bei Expeditionen gewonnen werden, auszuwerten. 

 

Diese neue Form der Zählung hat in der Vergangenheit sehr schnell beeindruckend genaue Ergebnisse geliefert und wurde auch bei dem im Januar 2020 durchgeführten Pilotprojekt auf den Inseln Santa Fé und San Christóbal eingesetzt.

Um die Genauigkeit der von den Freiwilligen durchgeführten Zählungen zu gewährleisten, werden diese mit solchen von Spezialisten verglichen. Die Zählungen der Freiwilligen werden also nur für die Schätzung der Populationsgrösse verwendet, sofern sie eine ausreichende Übereinstimmung mit den Zählungen der Spezialisten haben. 

Bild1: Ablaufplan für die Zählungen auf den einzelnen Inseln. Die unterschiedlichen Farben repräsentieren die unterschiedlichen Unterarten der Meerechsen.
Bild1: Ablaufplan für die Zählungen auf den einzelnen Inseln. Die unterschiedlichen Farben repräsentieren die unterschiedlichen Unterarten der Meerechsen.

Mehr Verständnis für die Meerechsen

Ziel dieses ambitionierten Projekts ist es die ökologischen Bedürfnisse der Meerechsen besser zu verstehen. Gleichzeitig sollen damit auch neue Erkenntnisse über die Auswirkungen des Klimawandels auf deren Nahrungsverfügbarkeit ermittelt werden. Darüber hinaus werden bei der Zählung nicht nur die Meerechsen, sondern auch andere Tierarten oder Umweltverschmutzungen notiert. Anhand der Fotos wird eine umfangreiche Sammlung von bildbasierten (Basis)Daten über die Galápagos Inseln erstellt. Sie bilden dann ein Archiv, in dem der aktuelle Zustand der Inseln dokumentiert wird, und das für Erhaltungsprojekte anderer küstenbewohnenden Tiere oder Umweltschutzprojekte genutzt werden kann. 

 

Das Team von Amy McLeod und Sebastian Steinfartz erhofft sich durch den Einsatz der Drohnen eine grosse Erleichterung bei der Ermittlung von Populationsgrössen der Meerechsen und damit die Möglichkeit, zeitnah einen Erhaltungsmanagementplan erstellen zu können. 

Durch diese Expedition wird ausserdem die Weiterentwicklung von neuen Vermessungstechniken für wildlebende Arten ermöglicht und das öffentliche Verständnis für Naturschutzfragen aus den Galápagos Inseln verbessert.

Helfen Sie Uns

Unterstützen sie die wertvolle Arbeit von Amy und Sebastian und helfen Sie damit, einen wirksamen Schutz für alle 11 Unterarten der Meerleguane zu gewährleisten, um diese einzigartigen Tiere vor dem Aussterben zu bewahren.