
Die Galápagos-Inseln sind ein einzigartiger Ort, an dem Evolution und Artenvielfalt wie nirgendwo sonst auf der Welt erlebbar sind. Eine ihrer seltensten und faszinierendsten Bewohner ist der Rosa Landleguan (Conolophus marthae), eine Art, die erst 2009 wissenschaftlich beschrieben wurde. Mit seiner einzigartigen Färbung und Entstehungsgeschichte ist dieser Leguan ein lebendes Fossil, aber auch ein Sinnbild für die Fragilität der Natur. Diese nur auf den Galápagos-Inseln vorkommende endemische Art steht am Rand des Aussterbens. Das Team von Dr. Gabriele Gentile von der Universität Tor Vergata in Rom, arbeitet hart daran, deren Überleben zu sichern.
Eine erstaunliche Entdeckung
Die erste Begegnung mit den Rosa Landleguanen war im Jahr 1986, als Parkranger und Wissenschaftler an den abgelegenen Hängen des Wolf-Vulkans auf der Insel Isabela einige ungewöhnlich gefärbte Leguane entdeckten. Diese Tiere wiesen eine charakteristische rosafarbene Haut auf, die sich deutlich von den gelben und grauen Landleguanen der Galápagos-Inseln unterschied. Trotz ihres auffälligen Aussehens dauerte es über zwei Jahrzehnte, bis die Tiere als eigene Spezies anerkannt wurden.
Erst durch genetische Analysen und detaillierte Beobachtungen gelang es Forschern gemeinsam mit Gabriele Gentile, die Rosa Landleguane als neue Art zu klassifizieren. So war es auch möglich nachzuweisen, dass sich der Rosada Drusenkopf vor Millionen von Jahren von anderen Leguanarten abgesplittet hat, zu einer Zeit als die heutigen Galápagos-Inseln noch nicht existierten.
Die Rosa Landleguane, deren Färbung durch das Fehlen von Pigmentzellen in der Haut verursacht wird, leben ausschliesslich an den Hängen des Wolf-Vulkans auf der Insel Isabela, auf einem begrenzten Lebensraum von etwa 38 km². Ihre Population umfasst laut Schätzungen nur 150 – 250 Individuen. Die rosa Hautpartien der Leguane sind gemäss verschiedener Studien auf das Durchscheinen ihres Bluts zurückzuführen, ein Merkmal, das bisher bei keiner anderen Reptilienart dokumentiert wurde.

Bedrohungen
Die kleine Population der Rosada Drusenköpfe ist anfällig für Umweltkatastrophen wie die Aktivität des Wolf-Vulkans selbst. Obwohl die letzten Eruptionen 2015 und 2022 die Lebensräume der Rosa Landleguane nicht direkt betrafen, könnten zukünftige Ausbrüche katastrophale Auswirkungen haben. Zudem stellen invasive Arten wie verwilderte Katzen und Ratten eine grosse Gefahr dar, da sie die Eier und Jungtiere der Leguane fressen. Ausserdem ist die genetische Vielfalt aufgrund der geringen Population stark eingeschränkt, was das Überleben der Art weiter erschwert. Eine im Jahr 2022 durchgeführte Studie zeigte, dass die Altersstruktur der Population durch die geringen Zahlen von Jungtieren unausgewogen ist. Das kann darauf zurückzuführen sein, dass zu wenig Nachwuchs gezeugt wird oder grosse Teile der Jungtiere gefressen werden. Egal wie, besteht dadurch aber die Gefahr, dass die Art noch zu unseren Lebzeiten verschwindet.

Schutzmassnahmen
Unter der Leitung von Gabriele Gentile, in Zusammenarbeit mit der Galápagos-Nationalpark-Direktion (GNPD) und weiteren Partnern wird unermüdlich daran gearbeitet, das Überleben der Rosa Landleguane zu sichern. Hierzu werden zahlreiche Massnahmen umgesetzt, deren Fortführung existenziell für die Rosada Drusenköpfe ist.
Die wichtigste dieser Massnahmen ist die Identifikation von Nistplätzen der Leguane. Mithilfe von GPS-Tracking und Kamerafallen ist es den Forscherinnen und Forscher möglich, die Fortpflanzungsgewohnheiten der Tiere zu dokumentieren. Diese Erkenntnisse sind essenziell für die Einrichtung eines sogenannten „Headstart“-Programms, bei dem Jungtiere unter sicheren Bedingungen aufgezogen und später in die Wildnis entlassen werden.
Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Kontrolle invasiver Arten. Seit einigen Jahren werden Programme zur Reduktion von Katzen- und Rattenpopulationen auf dem Wolf-Vulkan durchgeführt. Dabei kommen spezielle Köder zum Einsatz, die für die einheimischen und oft endemischen Arten ungefährlich sind. Leider stellen insbesondere die verwilderten und schwer zu fangenden Katzen eine grosse Gefahr für die jungen Rosada Drusenköpfe dar, während Ratten hauptsächlich für die Gelege gefährlich sind.
Trotz dieser enormen Herausforderungen gibt es auch Grund zur Hoffnung. Im Jahr 2022 wurden erstmals Jungtiere der Rosa Landleguane in freier Wildbahn dokumentiert, ein Zeichen dafür, dass die Fortpflanzung unter den aktuellen Bedingungen noch möglich ist. Darum ist es besonders wichtig, diese Tiere zu überwachen und ihre Lebensgewohnheiten, Nahrung und Fortpflanzung genau zu kennen und zu verstehen.
Anhand der gewonnenen Erkenntnisse will das Team von Dr. Gentile versuchen, im Archipel ein Gebiet mit gleichen Bedingungen zu finden, wo dann eine weitere Population dieser seltenen Reptilien angesiedelt werden könnte. Durch diese Kombination aus direktem Schutz und Forschung besteht die Chance, dass die Rosa Landleguane eine Zukunft haben.
Bildung und Bewusstsein schaffen
Neben der direkten Schutzarbeit ist auch die Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung von zentraler Bedeutung. Der Rosa Landleguan ist mittlerweile ein Symbol für die einzigartige Biodiversität der Galápagos-Inseln und ein Botschafter für den Naturschutz. Bildungsprogramme, die die Bedeutung der Art und der Inselökosysteme aufzeigen, stärken das Umweltbewusstsein der Bevölkerung und fördern eine nachhaltige Lebensweise.
Der Rosa Landleguan zeigt, dass Naturschutz erfolgreich ist, wenn wir gezielt handeln und uns daran erinnern, dass jede Art zählt – nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für das Gleichgewicht unseres Planeten.
Die Rettung dieser einzigartigen Reptilien ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance, der nächsten Generation zu zeigen, dass es möglich ist, selbst die seltensten und gefährdetsten Arten zu schützen, wenn wir entschlossen handeln. Tragen auch Sie dazu bei!